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Restauration eines Suzuki Samurai Cabrio Deluxe
Eigentlich war nur eine Neulackierung geplant, im Laufe der Arbeiten stellte sich aber heraus, dass die Karosserie nahezu schrottreif verbastelt wurde. In den Jahren zuvor wurden schon viele Teile ersetzt: wie Bremszylinder, Bremsleitungen, Bremsscheiben, Klötze und die Zangen wieder gängig gemacht, Achslager, Simmerringe und Dichtungen, Kardanlager, Kühler, Lichtmaschine, Blattfedern, Zahnriemen und die Beleuchtung. Dazu wurden auch schon gebrauchte und neue Teile für eine Restauration eingelagert.
Die Ausgangsbasis: man erkennt schon die schlecht gespachtelten Stellen und hinten die verzogene Verbreiterung. Das ganze Heckteil war sehr krumm.
2021 Vorbereitungen
Zuerst wurden neue Kotflügel, die originale Farbe “Suzuki Superior White” und alle notwendigen Kleinigkeiten bestellt. Danach wurden dann die Kotflügel aufbereitet und lackiert, die leider nicht so ganz passten.
Nach dem Entfernen von einer ordentlichen Schicht Spachtel kam der erste Kotflügel dann runter. Der Bestand aus schlecht eingesetzten Reparaturblechen und zusätzlich einer Schicht Spachtel, wog gesamt dreimal so viel wie das Original: Schrott.
Der Holm wurde dann zuerst geschweißt und versiegelt.
Der Seitenblinker wurde etwas versetzt, damit dieser nicht mehr direkt an der Verbeiterung anliegt, alles passend aufbereitet und lackiert. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wußte, die Tür wurde lange eingelagert, da sich später noch Abgründe auftaten.
Ein erstes, kurzes Anlegen und man sieht: das wird sehr gut aussehen.
Danach wurde die Frontmaske aufgearbeitet, Laschen für den vorher lapidar mit Kabelbindern befestigten Kühlergrill angeschweißt und mit Teilen der Schweller frisch lackiert.
So wurde der kleine Geländekrabbler dann bis 2022 eingelagert.
2022 Böse Überraschungen
Wie schweißt man sich ein neues Auto - die Anleitung. ;)
Als ich diesen Halter freigelegt hatte, der von einer ordentlichen Schicht Dichtmittel bedeckt war, wurde mir klar, da kann man auch gleich eine Höherlegung einbauen, wenn Rahmen und Chassis getrennt werden müssen. Das Blech des Halters hängt nur noch an einer Ecke fest, die wohl durchgeschnittenen Bereiche wurden mit Dichtmittel gefüllt.
Solcher Pfusch ist beim Samurai immer zu erwarten. Hatte sogar von einem Fall gehört, bei dem die Radhäuser mit Putz zugeschmiert wurden. Ein Auto aus vielen eckigen Einzelteilen läßt sich gut reparieren, leider auch schneller zusammen pfuschen.
Und das war nur der Anfang …
Überall waren Bleche eingeklebt oder wie eine Gardine an zwei Schweißpunkten aufgehängt, um diese danach einzuschmieren.
Beide tragenden Traversen unter dem Fußraum der Front waren ebenfalls mit Blech und Dichtmasse abgedeckt.Und eigentlich nicht mehr vorhanden.
Die hinteren Radläufe waren wie Spachtelfelsen und darunter nur noch Flicken.
Der Kofferraumboden bestand aus Fragmenten des originalen Blechs, darauf wurde ein falsches Blech aufgeklebt (für die Samurai Long-Version). Da waren mit angehefteten Schrauben die Sitze im hinteren Bereich befestigt.
Zudem wurde noch der Mittelholm zuvor aufgeschnitten und auch Blech mit Dichtmittel drauf geklebt. Das ganze Auto war eine Todesfalle.
Um das Auto lagen überall verschiedene Zangen, um immer wieder Dichtmittel aus der Karosserie entfernen zu können. Am Ende waren es über 4kg ausgehärtetes Dichtmittel oder Karosseriekleber, das müssen über 12 Kartuschen gewesen sein. Dazu noch mehrere Kilo Spachtel.
Da konnte der TÜV mit dem Hammer klopfen und hätte niemals etwas feststellen können, dafür war die aufgetragene Menge zu groß. Und der hatte auch so dreimal den TÜV bestanden.
2022 Wiederherstellung
Da gab es nur noch eine Möglichkeit: tabula rasa und alles neu machen. Der zuvor aufgeklebte Kofferraumboden wurde mit einer neuen, dicken CNC-gebohrten Traverse und zusätzlich noch mit einer Extra-Stabilisierung wie beim vorhergehenden SJ413 (Rechteckrohr) aufgebessert, Hülsen für die Sitze eingesetzt und mit salzwasserbeständigem Bootslack lackiert.
Zuvor wurde noch der Mittelholm mit 2mm-Blech neu aufgebaut und die Halter für den Rahmen neu eingeschweißt.
Am Ende sollte man die Schweißnähte, die niemals wirklich dicht sind, mit Dichtmittel glatt ziehen. Nach der Versiegelung mit Hohlraumschutz tropfte nichts heraus, so sollte es sein.
Im Frontbereich konnte die Traverse auf der Fahrerseite nochmals repariert, auf der Beifahrerseite mußte alles neu angefertigt werden.
Auf der Beifahrerseite wurde eine neue Traverse aus 2mm-Blech angefertigt, alles verschweißt und im Bild mit Tannox vorab versiegelt. Das Chassis steht bombenfest auf der 50mm Höherlegung.
Der Tank wurde gereinigt, neu versiegelt und bekam eine neue Pumpe und Geber.
Danach wurde der Kofferraumboden und die neuen Radläufe verbaut.
Nachdem der Rahmen und Kleinteile dran aufbereitet wurden, wurde der Kofferraumboden wieder eingesetzt. Für originale und immer rostende Tankdurchführung, die nur noch in Resten vorhanden war, wurde ein CNC-gefrästes 2mm-Blech eingesetzt (Danke Sergej!).
Die neuen Radläufe wurden ordentlich gebördelt und verschweißt. Und natürlich die Seitenteile gerichtet.
Am Mitteltunnel gab es auch noch eine schlechte Schweißstelle, die schnell nachgebessert wurde. Der Rest am Unterboden wurde später erneuert, da dafür das Verteilergetriebe raus musste. Ich bedecke immer alle eingeschweißten Teile bei Nachbesserungen zuerst mit Tannox, um tiefer sitzenden Rost möglichst zu eliminieren.
So langsam kam alles wieder zusammen und eine Schicht Raptor-Ladeflächen-Versiegelung in den Innenraum und auf die Schweller.
Bei einer Höherlegung muss die Stoßstange mit Ramschutz höher befestigt werden, dazu wurden die Halter verlängert.
Als Füller und zum Überwintern in der Werkstatt gab es dann noch eine Schicht Rot-Braun Rostschutzgrund.
Der demontierte Scheibenrahmen wurde zerlegt, Gewinde nachgeschnitten, neue Antenne montiert, entrostet und bekam ebenfalls neuen Lack.
Oft lahmt der Wischermotor und möchte nur noch in Zeitlupe über die nasse Scheibe. Die Ursache dafür kann das alte Fett im Getriebe sein. Das hat dann nach über drei Jahrzehnten die Konsistenz wie Kerzenwachs und klebt anstatt zu schmieren.
Vorsichtig zerlegen, Kohlen prüfen, Innenwiderstand messen und wenn das gut ist: mit Benzin auswaschen und frisches Fett rein, dann sollte der wieder Kraft haben.
2023 Neuaufbau und TÜV
Frischer Lack für die alte Suzi
Letzte kleine Pflaster wurden eingesetzt und dann konnte lackiert werden.
In vielen Bereichen wurden neue Schrauben eingesetzt. Die weichen Eisenschrauben, die man oft nur noch mit Anschweißen einer anderen Schraube oder Ausbohren herausbekommt, sollte man alle austauschen.
Ich habe 8.8 Flansch-Schrauben für die leichten Türen verwendet.
Auch der leicht eingeknickte Überrollbügel wurde durch ein gebrauchtes Teil ersetzt. Die Lackierung sieht auf den Bildern nun sicherlich sehr einfach aus, ich brauchte bei manchen Teilen einen zweiten und bei der Haube auch einen dritten Versuch. :) Der Lack ist nicht teuer: 1K Farbe + 2K Klarlack, da kann man sich mehrere Versuche gut leisten. Wenn man die Kosten für den Lackierer dagegen rechnet, ist es immer noch Peanuts.
Beide Stoßstangen wurden auch durch Neuteile ersetzt. Solche nachgekauften Teile sollte man immer lackieren, der vorhandene Lack dient höchstens als Rostschutz bis zum Verkauf.
Bei manchen sehr schlecht gestanzten Reparaturblechen hilft Hammer und Meißel, danach kann man die Linienführung dann spachteln. Es ist kein Ferrari. Für Konturen finde ich das angemessen, solange man keine Löcher damit vollstopft.
Wenn man Teile selbst lackiert, sollte alles zumindest auf 20 Grad Celsius erwärmt sein. Darunter wird es mit dem Lack noch klappen, die Schicht Klarlack wird aber garantiert laufen. Und dann hat man den Ärger, anstatt des glänzenden Klarlack-Porno nur Rotznasen und Wellen drin.
Wenn es doch schief geht: trocknen und aushärten lassen: 24-48h. Bei Klarlack kann man das Abtragen mit einem speziellen Lackhobel versuchen, ansonsten muss man es vorsichtig abschleifen, glätten und dünne Schichten im Spot-Repair wieder auftragen. Bei einem einfachen Lack wird man das nach einer Politur nicht mehr sehen.
2023 Letzte Arbeiten, Elektrik und Kleinkram
Da war doch noch etwas - eine unschöne Stelle am Unterboden, die man nicht so leicht erreichen kann. Das Verteilergetriebe für Allrad hängt im Weg und ist ein Sandklumpen. Bei einem Geländewagen rieselt es überall wenn man drunter muß. Ich hatte mir im Laufe der Arbeiten eine Bindehautentzündung eingefangen, trotz Vollschutzbrille: eine Woche auf einem Auge nur noch Hell und Dunkel mit schemenhaften Umrissen.
In Beispiel-Tutorials sieht man immer wieder wie abgeleckte VTGs in den Videos, die sich mal eben so ausbauen lassen. Das ist Unsinn. Das Ding ist ein Dreckklumpen und die Kardanwellen sind fest gerostet. Ich mußte eine mit einem dicken Hammer und Brecheisen losschlagen.
Wenn der Schaltknauf runter, der Stecker getrennt ist (!), kann man es dann von den gelösten Gummihaltern ablassen. Die Halter sind öfter ausgehärtet und auch eingerissen, die sollte man dann auch gleich tauschen. Bei der Gelegenheit kann man den Dreckspatz säubern und frisches Öl auffüllen. Nun erreicht man den Kardantunnel mit dem Schweißgerät.
Dann kann man die letzte schadhafte Stelle schleifen, schweißen und versiegeln. Das Auto war nun vollkommen rostfrei.
Das Interior wurde auch etwas hochwertiger gestaltet. Die alten Verkleidungen und die Matte konnte man nur noch wegwerfen. Das wurde durch 5mm Sperrholz und dickerer Verkleidung mit Steppnähten ersetzt. Eine neue Gummimatte kam auch rein und ein Netz mit passenden Haltern.
Der Hohlraum der Heckklappe läßt sich sehr gut zum zusätzlichen Stauraum umbauen.
Es wird … aber die Elektrik fehlt noch.
Zuletzt war dann noch die Elektrik dran. Hinter dem Radio hing eine Perücke aus einzelnen Drähten, dort war auch die Hupe über Dauerplus angeschlossen, das bis an die Hupe neu verlegt wurde und einen extra Schalter hatte. Das Blinkerrelais war falsch angeschlossen, die Kontakte im Lenkrad korrodiert (Hupe) … Seitenschneider, alles abgeschnitten und neu verkabelt.
Wie man am Foto erkennen kann, wurde die Verkabelung für das Heck und Anhänger-Steckdose zur Nachtschicht. Dort fand man den gleichen mit Klebeband eingewickelten Blödsinn, teilweise bis in die Leitungen korrodiert. Es wurde alles neu verlegt, verlötet und mit Schrumpfschlauch wasserdicht isoliert. Die Steckdose für den Anhänger wurde erneuert und bekam einen Gummi-Überzieher, damit die nicht wieder vergammelt.
Innen wurde auch alles zerlegt, Lämpchen erneuert und entsandet. In die Seitenholme kamen dann noch neue Lautsprecher, die alten waren steif vor Dreck und teilweise defekt.
Wenn die Rückfahrleuchten nicht funktionieren, ist es ratsam den Schalter im Getriebe zu überprüfen. Mit Kontaktspray (Teslanol T6) schaltet der meist wieder.
Dann nochmal auf die Grube und es wurde alles unten herum hübsch gemacht. Fertig für den TÜV !
Ja, wenn die Hinterachse noch ausreichend gebremst hätte und da waren noch ein paar andere Unzulänglichkeiten.
Also die Bremsen los und das Handbremsseil tauschen, in der Hoffnung, dass dann beide Räder gleichmäßig bremsen. Mittlerweile kam dann auch noch das originale Ersatzrad für die Borbet Aluflege dazu. Auf dem unpassenden Ersatzrad von 1991 konnte man so langsam Nüsse knacken. :)
Und wenn man schon mal wieder dabei war: Scheinwerfer-Tausch: vom alten Birnen-Taschenlampenlicht auf H4.
Beim zweiten Anlauf klappte es dann: TÜV bestanden !
Fazit
Nie wieder, wirklich nicht ! :)
Die Kosten halten sich in Grenzen, aber es ist ein Höllentrip, bis so ein Auto wieder schön da steht.